Glücklicherweise durfte ich im Laufe meines Lebens bereits viele verschiedene Arten der Bewegung, Meditation und Kombinationen aus beiden erleben. Vom Kampfsport Boxen, über viele verschiedene Arten der Bewegung wie Ginastica Natural, Capoeira, Chi Gong bis hin zu Tantra, Schamanismus und natürlich Yoga. Alles davon beeindruckt mich sehr und vieles baue ich in mein eigenes Training, in meine Gruppen- und Personalcoachings und natürlich in meine Meditationseinheiten und die Yogastunden ein.
Und dann kam das Zen Schweige-Retreat im Buddhistischen Zentrum Scheibbs mit Zen Priester Shantivirya Klaus Kraler welches mir komplett neue Türen geöffnet hat.
Nachdem mein Partner Thomas und ich uns entschieden haben, uns eine dreimonatige Pause zu nehmen, kamen Schritt für Schritt Ideen, was wir in diesen drei Monaten tun wollen. Wir starteten Anfang Juni und hatten Zeit bis Ende August. Ganz bewusst haben wir uns dafür entschieden, keine konkreten Pläne zu schmieden. Wir überlegten, nach Nepal zu fliegen für ein Yoga-Teacher-Training und einige andere Ideen kamen auf, bis wir uns dafür entschieden haben: WIR PLANEN NICHTS. Es kommt, wie es kommt. Thomas, Dominique und der schwarze Opel Vivaro Bus mit eingebautem Bett.
Ständig ist unser Alltag gefüllt mit geplanten Terminen. Wie wäre es, keinen Termin zu haben? Wie wäre es, wirklich im gegenwärtigen Moment zu leben und sich treiben zu lassen?
Gesagt, getan. Natürlich kamen im Lauf der Zeit Ideen und so hatten wir einen sehr ereignisreichen Sommer 2022 mit 9 Tagen Weitwandern, dem Besuch auf einem der größten (spirituellen) Psytrance Festivals in Europa (Boom Festival), Wanderungen in den Pyrenäen, der Besuch beim Teilchenbeschleuniger CERN bei Genf und viele Tage des „Nichts-Tuns“. UND dem krönenden Abschluss: Das Zen Schweige-Retreat.
Hast du schon einmal nichts gesprochen? Hattest du schon Tage, an denen du deine Gedanken nicht mit deinem/r Partner/in, deiner besten Freundin, deinem besten Freund geteilt hast? Tage, an denen du einzig und allein den ganzen Tag meditiert hast. So war für mich das Zen Retreat. Noch nie habe ich so viel, so konzentriert und so fokussiert meditiert. Und hätte mir vor 10 Jahren jemand gesagt, dass ich eines Tages Spaß daran habe, (endlich) schweigen zu dürfen, ich hätte laut gelacht.
Es war, als wäre ich plötzlich erleichtert. Als würde ganz viel Last von den Schultern fallen. Endlich muss ich nichts sagen, muss nicht auf etwas reagieren und muss mir nicht überlegen, wie ich am Besten und am Achtsamsten eine Antwort gebe. Ja, ich versuche ein Leben zu leben, indem ich die Dinge umsetze, die ich lerne. So kann es doch auch anstrengend werden, wenn man Dinge immer bewusster wahrnimmt. Sei es die Art und Weise wie andere kommunizieren, die Art und Weise wie mit mir kommuniziert wird und die Art und Weise wie ich mit anderen (und mit mir) kommuniziere.
Tja, und das einzige das blieb, waren die Gedanken in meinem Kopf. Und die galt es, wie Wolken weiterziehen zu lassen.
Zen Meditation
Um 6.00 Uhr wurden wir mit mehreren Gong Schlägen geweckt. Eine Person war immer eingeteilt, die uns morgens sanft aus den Träumen „trommelt“. Um 6.30 Uhr trafen wir uns im Zendo (Raum, indem wir meditierten) zur morgendlichen „Sitzen-Gehen-Sitzen“ Meditation. Und es war fantastisch. Die einzige Aufgabe, die wir hatten, war zu sitzen. Auf einem Kissen, um den Rücken leichter aufrecht zu halten, mit den Beinen verschränkt (rechtes Bein über dem linken, wenn möglich)die Hände im Schoß verschränkt (rechte Hand liegt auf der linken Hand) oder die Hände sanft auf den Oberschenkeln liegend. Der Kopf leicht gesenkt, der Blick ein bis zwei Meter auf einen Punkt am Boden gerichtet. Nach 30 Minuten kam ein Gong von Zen Priester Klaus. Wir standen auf und gingen nun ganz langsam etwa zwei Runden im Kreis. Jeder Schritt war ein Atemzug. Anschließend folgte wieder „Sitzen“. Was war unser Ziel? Kein Ziel zu haben. Zu sitzen, den Atem zu beobachten, den Punkt am Boden zu betrachten und zu vergessen, dass es ein Gestern und ein Morgen gibt.
Jede Mahlzeit (für Thomas und mich vegan, für die anderen TeilnehmerInnen vegetarisch) wurde ganz achtsam und langsam verspeist. Erst wenn der Zen Priester seine Glocke ertönte und sein Gebet gesprochen hat, durften wir mit dem Essen beginnen. Sobald er während der Mahlzeit die Glocke läuten ließ, mussten wir das Besteck hinlegen, das Essen pausieren und uns besinnen, was wir gerade tun, nämlich essen. Nicht an den nächsten Termin denken oder an die morgige Präsentation, nein, essen. Unsere Aufgabe war es, jeden Bissen zu genießen, zu spüren, wie bei jedem Bissen der Geschmack der zubereiteten Speisen sich im Mund verteilt und auch zu spüren, wie dieser Geschmack wieder vergeht. Ein Kommen und ein Gehen im ewigen jetzigen Augenblick.
Der Moment, im Hier und Jetzt.
Bei der Arbeitsmeditation haben wir dann die Klos und Bäder geputzt, beim Abwaschen geholfen, Hecken geschnitten oder Fensterrahmen lackiert. Was eben so am Tagesplan stand. Um uns effizient zu koordinieren, durften wir hierbei auch sprechen, jedoch nur das Notwendigste. Wichtig war, dass wir diese Arbeiten ganz achtsam durchführten. Nicht schnell schnell alles erledigen, sondern langsam und bedacht die Arbeiten durchführen. Ob dies dann immer so gut geklappt hat, sei dahingestellt. 😉
Die Gehmeditation war für mich auch etwas ganz besonderes. Als ehemalige Leistungssportlerin war ich es natürlich gewohnt, mich dementsprechend auch zu bewegen. Umso beeindruckender ist es, wenn man sich beim bewussten, langsamen Spaziergang durch den Wald bewusst wird, wie weit man schon gekommen ist, wie sehr man sich verändert hat und wie stressloser das Leben wird, wenn der Wettkampfgedanke verloren gegangen ist.
Tagesplan während des Zen Schweige-Retreats
Tagesplan
- 6.00 Aufstehen
- 6.30 Sitzen-Gehen-Sitzen
- 7.45 Frühstück
- 8.45 Arbeitsmeditation
- *10.00 Meditation mit Anweisung
- 11.00 Gemeinsame Gehmeditation
- *12.00 Sitzen
- 12.30 Mittagessen
- *14.30 Sitzen-Gehen-Sitzen
- 15.30 Bewegung
- 16.15 Tee
- *16.30 Sitzen-Gehen-Sitzen
- 17.30 Individuelle Gehmeditation
- 18.15 Abendessen
- *19.30 Vortrag
- *20.30 Sitzen-Gehen-Sitzen (open end)
- *7 Min. zuvor wird mit einer Glocke geläutet
Was hat mich so begeistert?
Wie kommt es, dass man sich so daran erfreut, endlich schweigen zu dürfen? Ich glaube, in diesem Retreat wurde mir erst so richtig bewusst, was es bedeutet, ein Leben hier auf diesem Planeten zu leben und wie weit wir uns ganz oft von gesundem Verhalten wegbewegen. Im Schamanismus lernte ich, mich wieder mehr mit der Natur zu verbinden, im Yoga lerne ich immer wieder, über Meditation und Bewegung mein wahres Selbst kennenzulernen und aufleben zu lassen. Im Zen Retreat wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, sich wirklich Zeit zu nehmen. Zeit für die Praxis, sei es eine 15-minütige Meditation am Tag, der regelmäßige Spaziergang im Wald, die körperliche Betätigung in Form von Bewegung, die Spaß macht. Und auch sich Zeit für die Mahlzeiten zu nehmen, die wir uns täglich zuführen. Langsames Essen im Hier und Jetzt verändert so ziemlich alles, denn der Körper wird schneller satt, er bekommt eine angemessene Auszeit nach und vor der Arbeit und darf sich auf eine Sache konzentrieren. In Kombination mit der Auswahl gesunder Lebensmittel gehört dies zur Basis eines gesunden Lebens.
Es wird immer wichtiger, dass wir uns besinnen und uns Selbst in dem ganzen Trubel nicht vergessen.
Laufe nicht der Vergangenheit nach, und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt.
Buddha
Wenn du mehr zum Thema Meditation, Achtsamkeit, Yoga und eine gesunde Ernährungsweise lernen möchtest, dann melde dich gerne bei mir. Ich freue mich, mit dir meine Erfahrungen und Erkenntnisse teilen zu dürfen. Ansonsten freue ich mich, dass du dir die Zeit für den Beitrag genommen hast und hoffe, dass du für dich was mitnehmen konntest
Deine Impulsgeberin, Dominique