Dies ist der dritte Beitrag zum achtgliedrigen Pfad nach Patanjali. Im ersten Beitrag habe ich dir einen Überblick über die acht Glieder gegeben. Im zweiten Beitrag über das erste Glied Yama. Nun möchte ich auf das zweite Glied des Pfades genauer eingehen: Niyama
Das zweite Glied: Niyama – Die fünf Verhaltensregeln
Der zweite Pfad nennt sich Niyama. Hierbei handelt es sich um die Ethik im persönlichen Leben. Solange wir einer gewissen Disziplin folgen, können wir ein heilsames Leben führen. Heilsam für das persönliche Leben, heilsam für die Mitmenschen und heilsam für die Umwelt.
1 – Saucha: Innere und äußere Reinheit
Durch die richtige Nahrung und klare, liebevolle Gedanken erhalten wir innere Reinheit und haben dadurch Auswirkung auf unsere äußeren Zustände. Sowohl bei innerer als auch bei äußerer Reinheit muss eine gewisse Disziplin vorhanden sein. Ordnung halten in der Wohnung oder am Arbeitsplatz, sich von materiellen Dingen befreien die nicht gebrauchte werden und auch das Laslossen von unheilsamen Beziehungen oder Verhaltensweisen zählt zur äußeren Reinheit. Die innere Reinigung beschäftigt sich unter anderem mit den Glaubenssätzen, die unbewusst ablaufen und den Gedanken, die tagtäglich ablaufen.
Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Deine Worte.
Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal!
2 – Santosha: Zufriedenheit
„Aus Zufriedenheit entsteht höchstes Glück.“
Patanjali Yoga Sutra, 2. Kapitel, 42. Vers
Täglich sollten wir uns bewusst werden, weshalb wir zufrieden in unserem Leben sein können. Ein Dankbarkeitstagebuch kann hier hilfreich sein. Wofür bist du jetzt gerade dankbar? Das Dach über dem Kopf? Ausreichend Lebensmittel? Schöne Beziehungen? Die Liebe für andere Menschen? Das Verständnis für andere? Was macht dich zufrieden und führt dich zu Glückseligkeit…? Durch regelmäßige Meditation vertieft sich dieses reine Gefühl der Zufriedenheit, indem wir lernen, im gegenwärtigen Moment anzukommen.
3 – Tapas: Disziplin
„Geistige Disziplin führt zu bester körperlicher Verfassung und zur Beherrschung der Organe und Sinne.
Die Macht der Seele als Erlebte Wirklichkeit von Roy Eugene Davis
Mein persönlicher Lieblingsspruch lautet so: „Gesundheit ist ein permanenter dynamischer Prozess.“ Und genau für diesen Prozess benötigen wir eine gewissen Disziplin. Ohne Disziplin, Umsetzungsvermögen und Tatendrang bleibt Fortschritt und Entwicklung nur eine leise Idee im Geist.
4 – Swadhyaya: Selbsterforschung
Durch das Erforschen von Gefühlen, Gedanken und Mustern lernen wir uns selbst besser kennen. Verhaltensweisen, die wir uns im Laufe unseres Lebens angeeignet haben, können zu Leid führen. Gedanken die im Kopf unbewusst unser Leben beeinflussen, werden meist unterschätzt. Umso mehr wir uns mit unserem Selbst beschäftigen, uns kennenlernen, uns lieben lernen, desto eher haben wir die Möglichkeit, aus unseren Verhaltensweisen zu lernen und uns von Moment zu Moment einem glückseligen Leben zu nähern.
5 – Ishvara Pranidhana: Hingabe an Gott – Verehrung des Göttlichen
Tapah svadhyayeshvarapranidhanani kriyayogah
Yoga Sutras of Patanjali. 2-1
Strenge, Studium der Schriften und Hingabe an Gott ist Yoga in Aktion. Tapas erzeugt Wärme, also Energie. Um Energie zu sparen, sollte man Disziplin üben. Sonst wird Energie für unnötige Dinge verschwendet. Svadhyaya bedeutet das Lesen von Schriften und Büchern, die dem spirituellen Fortschritt förderlich sind. Hingabe an Gott bedeutet letztendlich, alle eigenen Handlungen Gott zu übergeben. Dies sind die anfänglichen Übungen, die erforderlich sind, um am Ende Samadhi zu erlangen.
Samadhi-siddhir-ishvarapranidhanat
Yoga Sutras of Patanjali. 2-45
Als Ergebnis der Hingabe an Gott erreicht man Samadhi (völliges Aufgehen in sich selbst).
Quellen: